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Initiative gegen Rückkehrzentren

15/6/2020

Erstaufnahmelager Traiskirchen nach der Quarantäne - Ein Besuch

Drei Tage ist es nun her, dass die Bewohner*innen des Erstaufnahmelagers Traiskirchen wieder das Gelände der Unterkunft verlassen dürfen - nachdem sie zum zweiten Mal unter Kollektivquarantäne gestellt wurden. Unsere Initiative besucht aus diesem Grund einige Bewohner*innen. Wir treffen Malik, Laith, Bassam, Rashid und Abdurrahman* in einem Traiskirchener Park und sprechen über die aktuelle Situation. Im Gespräch wird offensichtlich, dass die Unterbringungssituation weiterhin äußerst prekär und belastend ist. Die Bewohner*innen berichten über mangelnde Hygiene und Versorgung und ihre Sorgen.

"Wir wollen nur weg von hier. Wir haben Angst - Angst uns anzustecken, Angst verrückt zu werden, Angst einfach auf die Straße gesetzt zu werden", meint Rashid. Letzteres ist gerade für diejenigen von Bedeutung, die bereits rechtskräftig negative Asylbescheide haben, denn: Die Behörden machen Druck und wollen sie aus der Grundversorgung entlassen. Das würde bedeuten: Nicht einmal ein Bett und Verpflegung mehr, sondern ein Leben ohne irgendeine Form von Unterstützung und gleichzeitig auch de facto "illegal": Staatlich erzwungene Verelendung und Verarmung, ein Leben ohne irgendeine Hoffnung oder Chance. "Wir bewegen uns einfach nur im Kreis", stellt Bassam fest.

Aus der Grundversorgung gefeuert zu werden, steht auch in Verbindung mit der Kontrolle, die private kommerzielle Betreiberunternehmen, wie hier ORS, gemeinsam mit Innenministerium und BFA ausüben: Für kritische Nachfragen und Beschwerden erhalten die Bewohner*innen offizielle Ermahnungsschreiben, die mit Kürzung und Entzug der Grundversorgungsleistungen drohen. Ein perfektes Instrument, um die Angst davor, Kritik zu äußern oder nicht alles kommentarlos hinzunehmen, zu zementieren. Gleichzeitig droht derzeit akut eine weitere Sanktionierung und Verschlechterung: Bereits in den letzten Tagen wurde begonnen, Geflüchtete aus Traiskirchen in das Isolationslager am Tiroler Bürglkopf umzuverteilen. Von dort ist zu vernehmen, dass das Lager bereits an seine Kapazitätsgrenzen kommt.

Zwar dürfen die Bewohner*innen das Gelände wieder verlassen, viele sind in ihrer Bewegungsfreiheit dennoch weiterhin extrem eingeschränkt: Sie dürfen sich nur innerhalb der Grenzen des Bezirks Baden aufhalten. Obwohl sie Freundschaften mit Österreicher*innen überall im Land haben, können sie diese niemals besuchen - Erlaubnisse durch das BMI den Bezirk zu verlassen werden nur äußerst selten erteilt. Wie absurd, dass diejenigen, die schon über Jahre ein einigermaßen gutes Leben in Österreich geführt hatten und sich eine Existenz aufbauen konnten, nun mit allen Mitteln zur Ausreise zermürbt und gefügig gemacht werden sollen.

Der Blick auf die aktuelle Corona-Krise stimmt einige der Bewohner*innen im Gespräch nachdenklich und schwermütig: "Jederzeit könnte eine neue Quarantäne kommen. Jedesmal wenn wir raus gehen sind wir in Gefahr: Wir könnten draußen Leute anstecken oder wir bringen das Virus mit in das Haus und stecken die anderen an. So kann es nicht weitergehen. Für uns ist die Corona-Politik total widersprüchlich: Einerseits sollen wir Abstand halten, andererseits werden wir hier alle zusammen eingesperrt" meint Malik. Dass auch eine Person aus dem Lager verstorben ist, haben sie erst aus der Zeitung erfahren, "sie haben es uns verheimlicht", meinen sie gemeinsam.

Laith hält am Ende unseres Gesprächs fest: "Wir hoffen dass die Menschen in Österreich davon erfahren, wie es uns hier geht, damit sich etwas ändert. Das einzige was wir brauchen ist Freiheit."

*Namen geändert

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    Dieser Blog wird von nun an von der neu gegründeten "Initiative gegen Rückkehrzentren" betreut.
    Den davon unabhängigen,  im Sommer 2019 veröffentlichten Appell der Zivilgesellschaft finden Sie archiviert hier

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